Familie Friedrich Hardt
Die Familie Hardt ist weit verzweigt und hier auf dem Friedhof mit vier großen Grabstätten vertreten. Klar, man könnte sagen, die konnten es sich leisten, als reiche Fabrikanten, aber ist das ein Grund, hier auf dem „Pfad der Erinnerung“ besonders geehrt zu werden?
Hardts lebten nicht nur dem christlichen Glauben und der Kirchengemeinde eng verbunden, der sie im Laufe der Jahrhunderte viele Schenkungen machten, sie handelten nicht nur eigennützig, sondern waren stets auch auf das Gemeinwohl bedacht. Als Arbeitgeber sorgten sie für ihre Arbeiter und Angestellten, einerseits natürlich, indem sie mit den Lohnzahlungen deren Lebensunterhalt gewährleisteten, andererseits bauten sie Wohnungen für die Arbeiter, die für die damalige Zeit sehr modern ausgestattet waren, Kindergärten, siedelten Geschäfte des täglichen Bedarfs dort an etc. Sie kannten „ihre“ Arbeiter persönlich und halfen in Notfällen. Sie kümmerten sich um das Wohlergehen ihrer Arbeiterschaft und sicherten sich so deren Arbeitskraft und Loyalität.
Sie hatten natürlich aus geschäftlichen Gründen ein Interesse an technischen Neuerungen, ließen aber auch ihre Mitbürger daran teilhaben, z.B. durch die Gründung eines Elektrizitätswerkes für Lennep.
Friedrich Hardt wurde am 16. Februar 1817 als Sohn des Tuchfabrikanten Engelbert Hardt geboren. Er heiratete 1842 Hermine Masthoff aus Magdeburg, eine Hotelierstochter, die er auf einer Dienstreise kennengelernt hatte. Aus der Ehe stammen sieben Kinder. Friedrich Hardt oblag in erster Linie die Leitung der Tuchfabrik in Dahlerau. Er wohnte im dortigen Herrenhaus, bis er 1868 in das elterliche Haus am Thüringsberg 18 (früher Alleestraße) in Lennep zog. Er baute das Werk Dahlerau aus und schaffte eine große Zahl an Webstühlen, diverse Selfaktoren (Spinnmaschinen), Trockenmaschinen und Dampfmaschinen an. Für die baulichen Anlagen wie die Aufstockung der Weberei und 1859 den großen fünfstöckigen Ziegelbau, aber auch die Arbeiterwohnhäuser, stand ihm u.a. der Baumeister Albert Schmidt zur Seite. Außerdem wurde die Bauendahlsche Fabrik in Dahlhausen angekauft und dort eine Streichgarnspinnerei eingerichtet. Friedrich Hardt war langjähriges Mitglied der Stadtverordnetenversammmlung. Seine besondere Fürsorge galt dem Waisenhaus in Lennep (Hardtstr. 20) und der Kleinkinderschule in Dahlerau. Friedrich Hardt starb am 16. März 1880.
Friedrich, gen. Fritz Hardt wurde am 6. März 1844 als Sohn des Tuchfabrikanten Friedrich Hardt geboren. Er heiratete 1871 Auguste Karsch. (Die Familie Karsch besaß eine Tuchfabrik in Kräwinklerbrücke.) Aus der Ehe stammen vier Kinder. Fritz Hardt trat 1871 in die Firma Johann Wülfing & Sohn ein. Wie schon sein Vater, kümmerte er sich insbesondere um die Führung der Tuchfabrik in Dahlerau. Vor seinem Eintritt in die Firma hatte er zur Ausbildung einige Jahre als Volontär in Fabriken in Nordfrankreich gearbeitet und brachte von dort manche Anregung mit. Er vollzog entsprechend der Mode die teilweise Umstellung des Betriebes von Streichgarn auf Kammgarn. Als 1878 die Errichtung einer eigenen Kammgarnspinnerei beschlossen wurde, machte Fritz Hardt in Begleitung von Baumeister Albert Schmidt eine Studienfahrt nach Belgien und Frankreich, um dortige Einrichtungen kennenzulernen. Fritz Hardt wird beschrieben als ein Mann voller Energie und Tatkraft, mit gelegentlich rauer Schale, aber einem goldenen Herzen.
So ist er in die Geschichte der Firma eingegangen. Er war der letzte Repräsentant einer Zeit, in welcher zwischen Leitung und Arbeiterschaft ein patriarchalisches Verhältnis bestand. Mit plattdeutscher Sprache und jovialem Ausdruck pflegte er die Beziehung zu seiner Arbeiterschaft. Politische Einflüsse haben dies später verdrängt. Fritz Hardt war Stadtverordneter seit 1882, acht Jahre Mitglied der Handelskammer, ferner war er Mitglied des Kreisausschusses und des Provinziallandtages. Im Ehrenamt war er Direktor des Waisenhauses. Bei der Gründung der Lenneper Badeanstalt (erstes Hallenbad) übernahm er bis zu seinem Tode die entstehenden Fehlbeträge. Außerdem setzte er sich für die Errichtung und stete Verbesserung des Lenneper Krankenhauses und zahlreicher Arbeiterhäuser der gemeinnützigen Baugenossenschaft ein. In seine Zeit fällt die Gründung des Elektrizitätswerkes, welches den nördlichen Kreis Lennep mit Licht- und Kraftstrom versorgte. Er war Förderer des Talsperrenwesens: Als die Wuppertalsperren-Genossenschaft gegründet wurde, um dem arg verunreinigten Wupperlauf einen ständigen Wasserzufluss zu sichern und andererseits die Hochwassergefahr zu mindern, stand Fritz Hardt in erster Linie. Bei der Einweihung der Bevertalsperre im Jahre 1898 wurde ihm der Rote Adlerorden IV. Klasse verliehen. Er war tätig im Verein für Gemeinwohl und setzte sich besonders für den Aufbau von Schloss Burg a. d. Wupper ein. Ein Bild im Burgrestaurant zeigt ihn noch heute beim Empfang des Kaisers zur Einweihung der Burganlage. Auch dem Aufbau der Freiwilligen Feuerwehr in Lennep widmete er sich. Für seine Verdienste erhielt er 1897 den Titel Kommerzienrat und 1903 Geheimer Kommerzienrat verliehen. In seiner Umgebung durfte allerdings von den Titeln kein Gebrauch gemacht werden. Die Familie stiftete 1890 die vier Buntglasfenster der Stadtkirche und anlässlich ihrer Silberhochzeit im Jahre 1896 stifteten die Eheleute neue Bänke für die Stadtkirche. Fritz Hardt starb am 20. September 1906. Zu seinem Tode wurden von seiner Frau Auguste bedeutende Stiftungen gemacht. Die Pensionskassen in Dahlerau und Lennep erhielten je 25.000 Mark, das Waisenhaus in Lennep erhielt 15.000 Mark, je 10.000 Mark erhielten der Sammelverein, der Evangelische Frauenverein, die Evangelische Kirchengemeinde Lennep und das Krankenhaus, je 5.000 Mark der Gemeindeschwestern-Fond, die Freiwillige Feuerwehr, der Bergische Verein für Gemeinwohl und die Diakonissen-Anstalt in Kaiserswerth.
Detmar Hardt wurde am 23. Mai 1919 in Lennep geboren. Er war Teilhaber der Firma Johann Wülfing & Sohn, vornehmlich leitete er die Tuchfabrik in Dahlerau. Er heiratete am 20. Juli 1944 Gisela Maria Luise Keller . Aus der Ehe stammen zwei Kinder und ein Pflegekind (Franz Werner von Wismar, Vorstandsmitglied der Anna Hardt Stiftung e.V., Trägerin des Tuchmuseums Lennep). Detmar Hardt starb am 10. November 1992 in Kleinhöhfeld. Die Trauerfeier fand am 16. November 1992 in der Friedhofkapelle in Lennep statt.
Quellen: Stadtarchiv Remscheid; Familienstammbaum der Familie Hardt; Tuchmuseum Lennep