Familie Hermann Hardt
Durch ihre kluge Geschäftsführung und weitsichtigen Entscheidungen auf vielen Gebieten erlangte die Familie Hardt immer größere Bedeutung, nicht nur in Lennep und nicht nur in den Niederlassungen der Firma Johann Wülfing & Sohn, die auch in anderen deutschen und europäischen Städten und sogar in Nord- und Südamerika entstanden waren, sondern auch in der Politik, wo sie in wichtige Ämter berufen wurden. Und so taucht der Name Hardt bis heute bisweilen an den unterwartetesten Stellen auf: In Berlin in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche befindet sich noch heute ein Stifterrelief in Marmor mit der Unterschrift: „Gestiftet von Richard von Hardt“. In der Abendmahlskirche in Jerusalem findet man ein Buntglasfenster mit der Darstellung eines Familienwappens mit dem Namen von Hardt, das Wappen wird heute vom Berliner Zweig der Familie geführt. Dann haben wir natürlich hier in Lennep den Hardt-Park und die in der Lenneper Neustadt gelegenen Straßen Friedrichstraße, Hermannstraße und Albertstraße verdanken ihre Namen Mitgliedern der Familie Hardt.
Friedrich Hardt wurde am 16. Februar 1817 als Sohn des Tuchfabrikanten Engelbert Hardt geboren. Er heiratete 1842 Hermine Masthoff aus Magdeburg, eine Hotelierstochter, die er auf einer Dienstreise kennengelernt hatte. Aus der Ehe stammen sieben Kinder. Friedrich Hardt oblag in erster Linie die Leitung der Tuchfabrik in Dahlerau. Er wohnte im dortigen Herrenhaus, bis er 1868 in das elterliche Haus am Thüringsberg 18 (früher Alleestraße) in Lennep zog. Er baute das Werk Dahlerau aus und schaffte eine große Zahl an Webstühlen, diverse Selfaktoren (Spinnmaschinen), Trockenmaschinen und Dampfmaschinen an. Für die baulichen Anlagen wie die Aufstockung der Weberei und 1859 den großen fünfstöckigen Ziegelbau, aber auch die Arbeiterwohnhäuser, stand ihm u.a. der Baumeister Albert Schmidt zur Seite. Außerdem wurde die Bauendahlsche Fabrik in Dahlhausen angekauft und dort eine Streichgarnspinnerei eingerichtet. Friedrich Hardt war langjähriges Mitglied der Stadtverordnetenversammmlung. Seine besondere Fürsorge galt dem Waisenhaus in Lennep (Hardtstr. 20) und der Kleinkinderschule in Dahlerau. Friedrich Hardt starb am 16. März 1880.
Hermann Richard Hardt wurde am 24. Mai 1866 in Lennep geboren. Er heiratete Johanna Augusta Fuhrmann . Aus der Ehe stammen vier Kinder. Hermann Hardt wurde 1894 Mitinhaber der Firma Johann Wülfing & Sohn. 1897 übernahm er nach dem Tod von Arnold Wilhelm Hardt die Leitung der Kammgarnspinnerei. Er gehörte der Stadtverordnetenversammlung von Lennep, dem Kreistag sowie dem Provinziallandtag an. Seine Vaterstadt Lennep machte ihn zum Ehrenbürger. In Anerkennung seiner Verdienste auf den verschiedensten Gebieten wurde ihm der Titel Königlicher Kommerzienrat verliehen. 1917/18 wurde er zum Leiter der Abteilung Textilien im Kriegsministerium nach Berlin berufen. Er hatte die Aufgabe, kriegswichtige Rohmaterialien im Inland und besetzten Ausland zu erfassen und zu verteilen. Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg hatte er die undankbare Aufgabe, wirtschaftliche Regelungen für die Friedenskonferenz in Versailles zu finden. 1918 reiste er nach Luxemburg, wo die ersten Friedensverhandlungen mit der Entente stattfanden. 1919 nahm er als Delegierter an den Verhandlungen in Versailles teil. Im Anschluss daran war er als Demobilmachungs-Kommissar für das rechtsrheinische Gebiet tätig. Nachdem 1923 das deutsche Geldwesen vollkommen zerrüttet war, hatte er die Aufgabe, die finanzielle Lage der Firma Johann Wülfing & Sohn neu zu bewerten, ebenso die Spareinlagen der Arbeiter, die durch ihn eine besonders positive Behandlung erfuhren. Die Jahre zwischen 1929 und 1934 waren für die Firma besonders schwierig. Hier bewies Hermann Hardt Können und viel Geschick. In seinen Ehrenämtern kümmerte er sich um das Lenneper Krankenhaus, gründete mit seiner Frau Augusta ein Kinderheim in der Sauerbronnstraße, aus dem die heutige Augusta Hardt Horizonte gGmbH hervorging, und förderte den Aufbau von Schloss Burg a. d. Wupper. Er war der Schatzmeister des Schlossbauvereins. 1929 wurde er Ehrenbürger der Stadt Lennep und vertrat seine Heimatstadt im Rat der Stadt Remscheid nach der Eingemeindung Lenneps. Hermann Richard Hardt starb am 10. Dezember 1938.
Hermann Rudolf Wilhelm Hardt wurde am 4.10.1949 in Kaiserslautern geboren. Er wuchs in Lennep auf, wo er die Freiherr-vom-Stein-Grundschule und das Röntgen-Gymnasium besuchte. Nach dem Studium zum Wirtschaftsingenieur an der Universität Karlsruhe trat er 1978 in die Firma Johann Wülfing & Sohn ein. 1980 wurde er geschäftsführender Gesellschafter. Er war Berater der CMC (China Marketing Consulting) und TIC (Top Investment Consulting) in Lennep. Eines seiner Ehrenämter war der Vorsitz des Vereins Klosterkirche, deren Wiederaufbau er mitgestaltete. Hermann Rudolf Wilhelm Hardt starb am 30.09.2013 in Wuppertal.
Quellen: Stadtarchiv Remscheid; Familienstammbaum der Familie Hardt, Tuchmuseum Lennep