Familie Rudolf Hardt
Man sollte meinen, als Inhaber und Geschäftsführer einer großen Fabrik mit internationalen Geschäftsbeziehungen hätte man genug zu tun. Man hat ja nicht nur die Verantwortung für sich und seine eigene Familie, sondern vom Wohl des Unternehmens sind Hunderte, wenn nicht Tausende Arbeiter und deren Familien abhängig. Und das Unternehmen war damals keine „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ und wenn es schiefgeht, ist man mit kleinem Einsatz fein raus, nein, das war damals noch anders. Und trotzdem übernahmen die Hardts genauso wie die anderen Fabrikanten, deren Grabstätten auf unserem Friedhof erhalten sind, weitere verantwortungsschwere Aufgaben in Gemeinde- und Stadtverwaltung, Handelskammer u.v.m. Sie gründeten gemeinnützige Einrichtungen wie das Waisenhaus, Kindergärten, Krankenhaus etc. und übernahmen ehrenamtlich die Verwaltung derselben und dazu einen großen Teil der Finanzierung. Ihre Ehefrauen engagierten sich ebenfalls, z.B. im Evangelischen Frauenverein, der sich um vieles kümmerte wie die Versorgung Notleidender in der Stadt, die Ausbildung junger Mädchen in Haushaltsführung, Nähen und Kindererziehung, Krankenbesuche usw.
Rudolf Hardt wurde am 16. Dezember 1846 in der Ehe des Kaufmanns Arnold Wilhelm Hardt und der Cornelia Hasenclever zu Lennep geboren. Als junger Mann diente er als Einjährig-Freiwilliger im deutsch-französischen Kriege 1870/71. In den Reihen der Gardedragoner ritt er den berühmten Todesritt von Marslatour mit. In späteren Jahren engagierte er sich in der Veteranen-Vereinigung und in den Landwehrvereinen Lennep und Dahlhausen, welche ihn zum Dank für sein stetes Engagement zum Ehrenvorsitzenden ernannten. Er heiratete 1875 Anna Sebes aus Bonn. Aus der Ehe stammen zwei Kinder.
Um den zweiten Söhnen von Arnold Wilhelm Hardt und Friedrich Hardt, also Rudolf und Robert, einen Wirkungskreis zu schaffen, wurde 1866 von Johann Wülfing & Sohn die Bauendahl´sche Fabrik in Dahlhausen angekauft und dort eine Streichgarnspinnerei eingerichtet. Nach vollendeter Ausbildung trat Rudolf 1875 in die Firma Johann Wülfing & Sohn ein und erhielt das Recht zur Firmenzeichnung für den Betrieb Dahlhausen. Er wohnte zu diesem Zeitpunkt auch in Dahlhausen. Am 31. Dezember 1883 trat Rudolf zusammen mit Robert Hardt aus der Firma Johann Wülfing & Sohn aus und beide übernahmen in Gemeinschaft mit Theodor Pocorny (1841 – 1915), das Geschäft Dahlhausen als Kommanditgesellschaft unter der Bezeichnung Hardt, Pocorny & Co.
Der Lenneper Kaufmannsgesellschaft gehörte Rudolf Hardt 25 Jahre als Vorsitzender an. Neben seiner kaufmännischen Tätigkeit übte er auch das Amt eines Handelsrichters sowie zahlreiche Ehrenämter aus. So gehörte er dem Vorstand des Lenneper Krankenhauses an und engagierte sich stetig für dessen Ausbau. 28 Jahre war er für den Krankenhausverein tätig. In seinem Werk in Dahlhausen war er maßgeblich an der Errichtung des Mädchenheims und einer Kasse für kranke Arbeiter beteiligt. Außerdem engagierte er sich für das evangelische Waisenhaus in Lennep und die Heil- und Pflegeanstalt Tannenhof in Lüttringhausen, der er als Vorstandsvorsitzender diente.
1909 wurde ihm der Titel des königlichen Kommerzienrates verliehen.
Rudolf Hardt starb am 8. September 1926 in seiner Heimatstadt. Er sei „eine aristokratische Erscheinung von gewinnender Liebenswürdigkeit“ gewesen, berichtet die Hardt’sche Familienchronik.
Rudolf Hardt wurde am 30. Juni 1876 in Dahlhausen geboren. Er war Teilhaber der Firma Hardt Pocorny & Co. in Dahlhausen. Er heiratete 1907 Marie Crüwell aus Dortmund, die Tochter des Inhabers der Firma W. Crüwell, Druckerei, Verlag und Buchhandlung (Im Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Lennep bewahren wir einige Gesangbücher auf, die aus dieser Druckerei stammen). Aus der Ehe stammen vier Kinder, ein Sohn starb im Kindesalter. Rudolf Hardt starb am 7. Juni 1960 in Dahlhausen.
Wilhelm Forstmann, geb. am 24. Dezember 1902 in Porthof/Posen, war mit Margret geb. Hardt, Tochter von Rudolf und Marie Hardt, verheiratet, aus der Ehe stammen drei Söhne. Er führte die Firma Hardt, Pocorny Co. in Dahlhausen mit Hans J. Hardt. Wilhelm Forstmann starb am 30. Januar 1987.
Quellen: Stadtarchiv Remscheid: Nachrufe im Lenneper Kreisblatt 9.+10.9.1926; Familienstammbaum der Familie Hardt, Tuchmuseum Lennep