Heinrich Koch

Der Lenneper Kreisanzeiger schrieb in seiner Ausgabe vom 3. Januar 1905 ausführlich über die Rettungsaktion, die zu Heinrich Kochs Tod führte. Der Artikel wird hier vollständig wiedergeben:  

„Ein entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich gestern Nachmittag auf dem großen Teiche hinter der Kammgarnspinnerei. Etwa 30 Knaben, die zum größten Teil in der Nähe der Kammgarnspinnerei wohnten, vergnügten sich dort mit Schlittschuhlaufen. Als sie eine lange Kette bilden wollten, brach plötzlich in der Mitte des Teiches an einer etwa 3,5 Meter tiefen Stelle das Eis, und sechs Knaben stürzten ins Wasser. Auf das Hülfegeschrei der entsetzten Knaben eilte der zufällig des Weges kommende Maurermeister Heinrich Koch herbei und stand mehreren der in größter Gefahr schwebenden Kinder hülfreich bei, so daß fünf Knaben sich retten konnten. Als dann der Wackere, der eigenen Lebensgefahr nicht ahnend, auch den sechsten, den 12-jährigen Sohn des Fabrikarbeiters Heinrich Ronnenbroich retten wollte, der an den scharf abgebrochenen Eiskanten mit dem Tode rang, gab die nur 2-3 Finger dicke Eisdecke nach, und mit dem Knaben, den er bereits erfaßt hatte, versank er in der Tiefe. Die sofort angestellten Rettungsversuche waren mit den größten Schwierigkeiten verknüpft und blieben leider erfolglos, da das Eis zu schwach war, um mehrere Menschen zu tragen, und zu fest, als daß man mit einem Kahn an die Unglücksstelle, die etwa 50 Meter vom Ufer entfernt lag, herankommen konnte. Erst mit Hülfe eines großen Floßes gelang es heute früh, nachdem das Wasser um 2 Meter abgelassen war, die beiden Leichen, die sich noch umschlungen hielten, zu bergen. Das Mißlingen des edlen, hochherzigen Rettungswerkes ist umso beklagenswerter, als Koch verheiratet und Vater von vier Kindern ist: Die ganze Bürgerschaft nimmt innigen Anteil an der Trauer der so schwer heimgesuchten Familien. –

Wie wir noch hören, hatten die Knaben dem Verbote zuwider das Eis betreten, und trotzdem ein Polizeibeamter dort täglich revidierte, hatten sie den hohen Stacheldraht, womit der gefährliche Teich eingefriedet war, auf eine längere Strecke durchbrochen und eine Anzahl Pfähle herausgerissen und umgelegt.“

 

Quelle: Geschichte des Röntgengymnasiums von P. Windgassen